Am 14. Juni 2021 gingen gesamtschweizerisch gegen 100'000 Frauen* und solidarische Männer anlässlich des Frauen*streiks auf die Strasse oder nahmen an Aktionen zum feministischen Streiktag teil. Gemeinsam mit vielen Organisationen und Gewerkschaften machten sie ihre Forderungen klar: endlich echte Fortschritte bei der Gleichstellung durch Respekt, gerechte Löhne und Renten. Seither hat sich einiges weniges zur Gleichstellung getan, wie zum Beispiel die gewonnene Abstimmung zur Ehe für alle. Systematische Ungleichheiten sind jedoch verankert geblieben: Lohnunterschiede trotz gleicher Arbeit, ungleiche Arbeitsteilung bei der Sorge- und Pflegearbeit, anhaltende Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen* sowie Ungleichheiten in der AHV.
Ein Kollektiv von Urner*innen möchte deshalb auch dieses Jahr wieder auf die noch immer bestehenden Ungleichheiten aufmerksam machen und plant einen Anlass am Dienstag, 14. Juni auf dem Unterlehn in Altdorf. Geplant ist ein Sitzstreik ab 17:00 Uhr mit interaktiven Standaktionen, Reden von Frauen* mit diversen Hintergründen, ein reger Austausch und schliesslich das gemeinsame Musizieren mit Instrumenten oder Pfannendeckeln.
Auf die Frage, wieso der Streik ausserhalb der gängigen Lohnarbeitszeiten stattfindet und ob dies dann noch immer als Streik bezeichnet werden kann antwortet Yvonne Suter, Gründerin des FrauenRaums in Schattdorf: „Lohnarbeit ist nur ein kleiner Teil der täglichen Arbeit. Zu Hause wird dann weitergearbeitet: Haushaltsarbeit, Betreuungsarbeit usw. Diese Arbeiten werden noch immer vor allem durch Frauen* verrichtet, meist mit fehlender Anerkennung. Was in unserem System als Arbeit wertgeschätzt wird (mit Lohn) ist willkürlich denn das System Lohnarbeit kann nur aufrechterhalten werden, weil vor allem Frauen* so viel unbezahlte Arbeit leisten.“
Ein Fokus wird dieses Jahr auf die Altersvorsorge gerichtet, da die aktuelle AHV Reform vor allem Frauen* trifft: Da sie im Arbeitsmarkt für gleiche Arbeit weniger verdienen und so weniger fürs Alter sparen können, sind sie häufiger von Altersarmut betroffen. Therese Ziegler, Mitorganisatorin des diesjährigen Streiks sagt dazu: „Altersarmut ist weiblich. Viele Frauen* haben Mühe im Alter ihr Leben zu finanzieren, auch wenn sie gearbeitet haben. Teilzeitjobs sind in der AHV schlechter abgesichert, Frauen* arbeiten öfters in Niedriglohnsektoren oder leisten mehr unbezahlte Arbeit.“
Zum Streik sind alle herzlich willkommen. Die Organisatorinnen bitten darum, Instrumente oder Pfannendeckel mitzubringen, um Musik zu machen. Zudem eine Sitzgelegenheit, eine eigene Tasse für Tee, wenn vorhanden ein violettes Kleidungsstück und eure Freund*innen, Verwandten und Bekannten. Männer dürfen zudem gerne solidarisch einen Kuchen mitbringen für den Kuchenstand.